Gekaufte Artikel – So erkennt Google sie nicht
Linkbuilding-Papst Cemper formulierte es in seinem Ausbildungskonzept zum LRT Associate sehr treffend: „Nur nicht auffallen“. Auch wenn er dabei die Metriken des Linkprofils meinte, so ist die Aussage auch auf den geschriebenen Artikel zutreffend. Wenn du Links kaufst oder bezahlte Inhalte bei dir online stellst, dann nehme dir kurz einige Minuten Zeit und lese den Artikel. Ich werde dir zeigen, wie du das Risiko einer Abstrafung minimieren kannst.
Vorgehensweise – Das Magazin bleibt anonym – Penalty folgt!
Für den Artikel haben wir uns ein Online-Magazin herausgesucht, welches exzessiv und sehr auffällig Linkverkauf betreibt. Mit „sehr auffällig“ meine ich, dass selbst unsere Praktikantin mir auf Anhieb sagen konnte, welche Artikel gekauft und welche redaktionell sind. Besonders viel Erfahrung war dafür also nicht vonnöten.
Insgesamt haben wir 100 redaktionelle und 100 gekaufte Artikel derselben Seite analysiert. Du hast richtig gelesen, das Magazin hat über 100 Artikellinks verkauft. Exzessiv, sagte ich doch.
Google hat die Seite noch nicht mit einem Penalty belegt. Das ist aber nur eine Frage der Zeit und weil das Online-Magazin sehr bekannt ist, sind mit Sicherheit die Existenzen einiger Mitarbeiter bedroht. Sehr schade, wie leichtfertig Publisher teilweise mit dem Thema umgehen. Darum soll es hier aber nicht gehen.
Über die erhobenen Daten habe ich das arithmetische Mittel gebildet. Ich bin kein Statistiker und mit Sicherheit wären die Ergebnisse etwas anders ausgefallen, wenn ich die Ausreißer gestrichen hätte. Zur Vermittlung der Botschaft ist die durchgeführte Vorgehensweise jedoch ausreichend.
Kundenlinks – Platzierung der Links, Linkziele, Ankertexte – Muster vermeiden
Im Grunde geht es um das Vermeiden von Mustern. Wer seinen Link im Artikel immer im oberen Drittel platziert, hinterlässt ein Muster. Dennoch war ich überrascht, dass lediglich 35 Prozent der Paidlinks im oberen Drittel des Artikels gesetzt wurden.
Es läuft mir eiskalt den Rücken herunter, wenn ich mir die Linkziele anschaue. Eine Vielzahl der Linkziele waren Produkt- und Kategorieseiten. Oftmals verlangen die Kunden gezielt danach, dennoch sollte im Jahr 2017 unbedingt davon Abstand genommen werden. Zumindest ist es die Pflicht einer guten Linkbuilding-Agentur, den Kunden darauf hinzuweisen.
Mehr als die Hälfte der verwendeten Ankertexte waren Keywords. Diese Erkenntnis haut mich nicht vom Hocker, allerdings wünsche ich mir in Zukunft ein Switch hin zur Wortphrase oder zur Brand. Beide Ankerarten waren in der Stichprobe deutlich unterrepräsentiert.
Wortzahl – Quantität statt Qualität – Ja so läuft`s!
Hier hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Die typischen 300-Wörter-Texte gehören vielleicht nicht der Vergangenheit an, aber sie werden weniger. Das bemerke ich auch im Agenturalltag. Was aber geblieben ist, ist die mangelhafte Qualität. Ich habe diese zwar nicht im Rahmen der Untersuchung bewertet, aber ich kann dir eines sagen: Katastrophal oder wie es bei uns SEOs heißt, der 3-Cent-pro-Wort-Text erlebt Hochkonjunktur.
Im Online Magazin lag die durchschnittliche Wortzahl bei 577,5 Wörtern. Als kluger Offpage-SEO würde ich mich daran auch orientieren, denn alles andere ist halt auffällig und eines soll ein bezahlter Artikel mit Sicherheit nicht: AUFFALLEN!
Trustlinks – Wikipedia – Nein Danke
Wie sich die Branche doch ändert. Am Anfang sollte in jedem gekauften Artikel eine Verlinkung zu Wikipedia und mittlerweile heißt es von Seiten der Kunden: „Nur kein Wikipedia, Focus oder Spiegel verlinken.“ Aber bevor ich dazu etwas schreibe, möchte ich kurz die Anzahl der Trustlinks betrachten.
Ein gekaufter Artikel ohne Trustlink ist unvorstellbar. Die Redaktionen sind teilweise von oben dazu angehalten, mit externen Verlinkungen zu geizen. Kein Wunder also, dass nur 2 von 10 Artikeln überhaupt einen Trustlink besitzen. Bei den gekauften Artikeln verfügt fast jeder davon über eine Verlinkung zu einer vertrauenswürdigen Quelle. Während also die Redaktion kaum auf externe Inhalte verlinkt, setzen die Linkbuilder nicht nur den eigenen Kundenlink, sondern auch noch einen weiteren Trustlink in den geschriebenen Inhalt.
Interne Links – Find ich geil – Hier aber vielleicht nicht!
Wer seine Rankings in die TOP10 boosten möchte, kommt um eine optimale interne Linkstruktur nicht herum. Auf eigenen Projekten setze ich folglich gezielt und viele interne Links. Beim Linkbuilding muss hingegen differenziert werden.
Verlinkt die linkgebende Domain, wie in unserem Fall kaum intern aus redaktionellen Inhalten, dann würde ich das im gekauften Artikel ebenfalls nicht machen. Die Praxis zeigt jedoch, dass das noch nicht zu allen durchgedrungen ist.
Überschriften – Sorgfältig gliedern! – Oder doch nicht?
Der Trend zu kleinen Absätzen mit Zwischenüberschriften ist unverkennbar. Lange und ungegliederte Textpassagen sind out. Zumindest aus der Perspektive eines Online Marketers. In unserem Beispiel hingegen haben die Redakteure auf H3-Überschriften komplett verzichtet. Eine Tatsache, der ich als SEO Beachtung schenke.
Contentveredlung – Ist mehr wirklich mehr – Gedanken
Dem Diagramm ist zu entnehmen, dass die Abweichungen zwischen redaktioneller Arbeit und dem Inhalt des gekauften Artikels groß sind. Die Grafik spricht eigentlich nicht für viele Bilder, einem Video, Zitaten, Tabellen und Stichpunkten. Verrückt! Schließlich lockern sie die Inhalte auf und erzeugen beim Leser ein gutes Gefühl. All das wirkt sich garantiert positiv auf die User-Signals aus. Ich denke weiter muss ich die Kausalkette nicht ausführen.
Fakt ist, wer mit seinen gekauften Inhalten nicht auffallen möchte, der orientiert sich am Publisher.
Ich kann nicht 100 redaktionelle Artikel für ein Link untersuchen! – Hast du nen Knall?
Berechtigter Einwand. Hier gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. Entweder du schaust dir 20 Artikel an und wertest diese hinsichtlich der Wortzahl, Trustlinks, internen Links, Überschriften… aus (10 Artikel sind aus meiner Erfahrung zu wenig) oder du automatisierst den Prozess und lässt dir von einem fähigen Programmierer etwas bauen, damit du problemlos 100 Artikel und mehr auswerten kannst. Wir haben uns für den letzteren Weg entschieden.
Ungeachtet dessen hoffe ich, dass dir klar wurde, dass du deine gekauften Artikel an die redaktionellen Inhalte anpassen musst, um nicht aus der Masse herauszustechen. Es ist nur ein kleines Zahnrad, aber hoffentlich ist es genau das, was dich vor einer Penalty bewahrt. Es ist folglich nicht immer unbedingt sinnvoll, den längsten Artikel mit den meisten Überschriften und Bildern zu verfassen. Oftmals genügt ein Blick auf die redaktionellen Artikel, um ein Gefühl über die Art und Weise des Textes zu erhalten.
Als Publisher von gekauften Artikeln solltest du ebenfalls diese analysieren, denn schließlich geht es auch um deine Rankings und um dein Risiko, enttarnt zu werden. Im besten Fall schreibst du den Artikel selbst.
Im besten Fall verzichtet ihr auf Linkbuilding und widmet euch der Erstellung von geilem Scheiß.
Euer Martin Brosy