Die Schnelllebigkeit im Online-Marketing – Segen oder Fluch?
Aus dem Nähkästchen eines Marketingbuch-Autors
Online-Marketing ist in den letzten fünf Jahren extrem granular geworden. Es wird immer schnelllebiger und die Entwicklungszyklen werden immer kürzer. Es sind neue Kanäle und Optionen hinzugekommen wie beispielsweise Messenger-Marketing oder Voice-Marketing. Teilweise haben Disziplinen, die jahrelang ein Schattendasein geführt haben, einen enormen Hype erfahren, beispielsweise Podcast-Marketing oder Influencer-Marketing. Ferner gibt es etablierte Disziplinen wie z. B. Affiliate-Marketing, die aufgrund geänderter gesetzlicher Rahmenbedingungen starken Änderungsprozessen unterliegen.
Für mich als Marketingbuch-Autor wird es immer schwieriger, meine Werke halbwegs aktuell zu halten. Schon vor einigen Jahren bin ich daher dazu übergegangen, meine Bücher als Print-on-Demand im Eigenverlag zu konzipieren. Das bedeutet für mich, dass ich quasi jederzeit Änderungen an einem Buch vornehmen kann. Es bedeutet auch, dass ich häufiger Neuauflagen in den Markt bringen kann, als dies im Normalfall bei der klassischen Buchvermarktung der Fall ist. Bei der klassischen Methode wird eine bestimmte Auflage gedruckt und auf das Lager gelegt. Anschließend wird die Auflage dann sukzessive abverkauft. Im Normalfall hat ein Verlag das Interesse, die Stückkosten niedrig zu halten, denn dann verdient der Verlag pro Stück am meisten. Das gelingt natürlich besser, wenn die Auflage hoch ist. Diese (hohe) Auflage sollte im Idealfall weitestgehend verkauft sein, bevor eine Neuauflage in den Markt gebracht wird. Sonst bleibt der Verlag nämlich auf seinen gedruckten Büchern sitze. Ein Verlag hat also im Normalfall gar kein Interesse daran, eine Neuauflage zu befürworten, wenn die Stückzahlen am Lager noch hoch sind. An dieser Stelle wird das Dilemma eines Autors deutlich, der primär über ein Thema schreibt, in dem die Halbwertzeit des Wissens immer kürzer wird. Andererseits wird aber auch das Dilemma eines klassischen Verlages deutlich; wobei etliche Verlage ja auch schon reagiert haben und teilweise Werke im Print-on-Demand –Verfahren produzieren.
Als Marketingbuch-Autor mit dem Spezialgebiet Online-Marketing ist Print-on-Demand eine gute Lösung, um mit der Schnelllebigkeit im Online-Marketing Schritt halten zu können. Beispielsweise habe ich vor zwei Wochen die 5. Auflage des Buches „Online-Marketing Konzeption“ veröffentlicht. Die erste Auflage erschien 2016. Es ist also jedes Jahr eine neue Auflage erschienen. In manchen Jahren wurde die Folgeauflage nur aktualisiert und marginal ergänzt. In anderen Jahren, so auch 2020, wurde die Auflage deutlich erweitert. Dieses Vorgehen ist für meine Leser natürlich positiv, da sie immer ein vergleichsweise aktuelles Werk erwerben. Ohne Print-on-Demand wäre das aber nicht möglich, da die Verkaufszahlen bei Fachbüchern so gering sind, dass eine hohe Auflage (und damit verbunden geringe Stückkosten) wenig sinnvoll erscheint. Soweit zur Skizze der Situation.
Ist die Schnelllebigkeit im Online-Marketing Segen oder Fluch?
Natürlich kann man sich hierüber streiten. Ich empfinde es als Segen, weil es mich permanent wach und neugierig hält und mich zwingt, mein Know-how ständig zu aktualisieren. Denn letztlich kann ich von den Honoraren, die ich als Buchautor verdiene, nicht leben. Ich lebe von Beratungsmandaten für Unternehmen und Organisationen.
Für mich ist das Schreiben ein Weg, mein Know-how zu prüfen, zu sondieren und aktuell zu halten. Am Ende des Tages profitieren meine Beratungskunden von meinem Know-how und nicht von meinem Zeiteinsatz in verschiedenen Marketing-Projekten. Ich bin allerdings der festen Überzeugung, dass es auch genügend Marktteilnehmer gibt, welche die ständigen Neuerungen als Fluch empfinden. Denn die Schnelllebigkeit im Online-Marketing ist nicht nur für Autoren eine Herausforderung. Im Grunde muss jeder Marketer sich dieser Herausforderung stellen. Allerdings müssen Marketer in der Regel auch noch das Tagesgeschäft bewältigen, weshalb sie gerne an erprobten Verfahren festhalten und oft keine Lust auf Neues haben. Das muss aber nicht immer richtig sein. Eine Kampagne die vor drei Jahren gut lief, kann heute schon zum Flopp werden. Beispielsweise kenne ich ein Unternehmen, welches 2017 eine extrem erfolgreiche Kampagne gemacht hat. Im Folgejahr wurde die Kampagne daher ohne große Änderungen wiederholt. Wieder war die Kampagne sehr erfolgreich. Auch 2019 wurde die Kampagne wiederholt. Nur lieferte sie 2019 plötzlich noch nicht mal mehr ein Viertel der Leads, die 2017 erwirtschaftet wurden.
3 Praxistipps für aktuelles Online Marketing
Wer das Optimum aus seinem Marketingbudget herausholen will, der sollte sich ständig weiterbilden, immer neugierig sein, viel testen und die Erkenntnisse anhand konkreter Zahlen auswerten. Bauchgefühl war gestern. Heute sind strukturierte Ansätze gefragt und ein zahlenbasiertes Regelwerk, welches zu einem permanenten Verbesserungsprozess führt.
Es stellen sich also zwei Fragen:
- Wie bildet man sich optimal weiter?
- Wie kann man sein Know-how auch zeitsparend erweitern?
Grundsätzlich ist das Spektrum ja sehr breit. Es reicht vom guten alten Buch über Webinare, Newsletter bis hin zu Konferenzen und Seminaren. Damit möchte ich Euch bar jetzt nicht langweilen.
Aber drei Praxistipps, die ich übrigens so auch umsetzte, möchte ich Euch gerne mit auf den Weg geben:
- Auch Marketer müssen zur Arbeit und auch wieder nach Hause. Wie wäre es mit Podcasts hören beim Autofahren oder in der U-Bahn? Mittlerweile gibt es jede Menge Marketing- Podcasts. Auch einige Kollegen aus dem XOVI-Expertenrat „podcasten“ regelmäßig. Googlet doch einfach mal nach „Online Marketing Podcasts“. Ihr werdet sehen, es dauert keine Minute, bis dass wir spannenden Einträge entdeckt. Beim Hype um Podcasts darf man allerdings nicht vergessen, dass Podcasts auch einen gravierenden Nachteil haben. Man muss sie sequentiell abarbeiten (höre). Das ist bei Büchern anders. Da kann man das Inhaltsverzeichnis lesen und direkt an die Stelle blättern, die im jeweiligen Moment von Interesse ist. Darum, so banal das nun auch klingen mag, ab und zu ein gutes Marketing-Buch lesen ist sicher eine gute Option. Ich habe aus dem Lesen ein Ritual gemacht. Einmal in der Woche gehe ich in die Sauna und nehme ein Buch mit ☺.
- Auch Marketer öffnen täglich einen Browser. Wie wäre es, wenn ihr Euch einige Top-Marketingseiten als Startbildschirm einrichtet. Bei Chome ist das ganz einfach in den Einstellungen machbar. Die Option heißt: „Beim Start“. Dort kann man mehrere Seiten eintragen, die sich dann beim Start des Browsers öffnen. Ich habe so einige interessante Marketing-Portale quasi permanent „auf dem Schirm“. Auch wenn ich natürlich nicht alle Nachrichten lese, so scanne ich doch immer wieder mal durch; und manchmal bleibt auch etwas hängen ☺.
- Richtig guten Input gibt es auch im Video-Format bei YouTube. Ok, dort gibt es auch viel minderwertige Videos. Aber wenn man mal einen guten Kanal gefunden hat, sollte man diesen auch abonnieren. Besonders wenn es in Details geht, werde ich bei YouTube oft fündig. Details im Sinne von: Wie richte ich ein domainübergreifendes Tracking korrekt ein? Oder: Wie kann ich mit dem GTM das Scrollen nach unten als Event in GA schießen?