Das neue Google Ads unter der Lupe

Aus AdWords wird Ads – was ändert sich?

Guido Pelzer
| 06.09.2018
Bild: Das neue Google Ads Logo
Abbildung 1: Das neue Logo – Google Ads

Google hat es wieder getan. Einfach einmal den Namen eines Produktes geändert, welches sich eigentlich schon tief in das Gedächtnis der Zielgruppe eingegraben hat. Für Marketingexperten ist die Änderung eines bekannten Produktnamens eigentlich ein No-Go, aber Google scheint das egal zu sein. Wir müssen uns also nach ca. 18 Jahren an einen neuen Namen und ein neues Logo gewöhnen – aus Google AdWords ist „fast über Nacht“ Google Ads geworden.

Die aktuellen Änderungen im AdWords-, bzw. Ads-Konto sind momentan noch recht gering. Das grundlegende Design wurde ja bereits im Laufe des Jahres 2017 angepasst.

Neu ist jedoch, dass nun das Ausstiegsdatum für die alte Version feststeht: ab Ende 2018 wird das alte AdWords Interface nicht mehr erreichbar sein. Aktuell nutzen jedoch noch viele Kunden – aber auch viele Google-Mitarbeiter – die alte Oberfläche. Es wird Zeit, sich an das neue Interface zu gewöhnen. Wir werfen einmal gemeinsam einen Blick auf die Veränderungen und konzentrieren uns zunächst auf die positiven Dinge.

Positive Veränderungen bei Google Ads

Das neue Ads-Konto enthält verschiedene neue Berichtsmöglichkeiten und Empfehlungen. Hier möchte Google mehr Unterstützung für die Werbenden bereitstellen, natürlich immer mit dem Ziel, die Ads-Kampagnen zu optimieren.

Dashboard

Zunächst fällt das Dashboard beim Menüpunkt Übersicht auf.

SEO Tipp Sie können übrigens im Navigationsmenü den Unterpunkt Übersicht oder alternativ die Kampagnen per Klick auf das Home-Symbol als Startseite festlegen.

Dieses Dashboard präsentiert auf einem Blick alle wichtigen Leistungsdaten des Ads-Kontos. Während eine Tabelle direkt die größten Veränderungen der Leistungsdaten zeigt, können Sie in der Kopfzeile in der Kampagnen-Übersicht alle wichtigen Messwerte auswählen und sortieren. Dazu zählen:

  • Impressionen,
  • Klicks,
  • Kosten,
  • Conversions,
  • etc.

Diese Übersicht zeigt also schnell, wie sich die Kampagnen entwickeln und wie der aktuelle Leistungsstand ist. Somit können auch schnellere Entscheidungen zur Optimierung getroffen werden.

Das Dashboard von Google Ads
Abbildung 2: Dashboard mit Beispielbericht zu Kosten und Conversions der unterschiedlichen Kampagnen in der Übersicht

Neben den wichtigen Leistungskennzahlen enthält das Dashboard aber auch direkt einen Bericht zu den letzten Suchanfragen oder zu Wörtern, die häufig in den Suchanfragen vorkamen.

SEO Tipp Wechseln Sie unter Suchanfragen auf Wörter und sortieren Sie nach Conversions. So finden Sie Begriffe, die

  1. überdurchschnittlich oft in den Suchanfragen vorkamen und
  2. die zu einer Conversion führten.

Ein sehr nützlicher Bericht zur Optimierung der Keywords, bzw. Phrasen zur Anzeigenschaltung.

Empfehlungen

Unterhalb der Übersicht gibt es den Unterpunkt Empfehlungen. Dort befindet sich u.a. ein neuer Hinweis zum aktuellen Optimierungsgrad des Ads-Kontos. D

ie volle Punktzahl, bzw. 100% ist meistens schwer erreichbar, weil sich z. B. auch die Steigerung der Werbebudgets positiv auf die Optimierung wirkt. Eine reine Budgeterhöhung ist aber nicht immer sinnvoll! Wichtige leicht umsetzbare Punkte, die einen positiven Effekt auf die Kampagnenoptimierung haben, sind auf jeden Fall

  1. die Schaltung mehrere Anzeigen pro Anzeigengruppe, sowie
  2. die Nutzung verschiedener Anzeigenerweiterungen.
In Google Ads Snippet-Erweiterungen zu Anzeigen hinzufügen
Abbildung 4: Empfehlung zur Nutzung von Snippet-Erweiterungen in der Kategorie „Anzeigen”

Vordefinierte Berichte

Der Unterpunkt Dimensionen aus dem alten Interface nennt sich nun Vordefinierte Berichte. Diese Berichte bieten noch bessere Informationen als der Vorgänger Dimensionen. Unter dem neuen Punkt finden Sie zwar größtenteils die gleichen Berichte wie früher, Sie können diese Daten aber nun auch in einer Grafik darstellen lassen.

Bei der Analyse hilft diese Visualisierung schneller Informationen abzulesen, die für strategische Entscheidungen erforderlich sind.

SEO Tipp Ändern Sie die Berichtsform in der linken oberen Ecke in ein Balkendiagramm, um einen visuellen Eindruck zu Ihren wichtigen Kennzahlen zu erhalten.

Ads-Klick-Verteilung nach Nutzerstandort
Abbildung 5: Verteilung der Ads-Klicks nach Nutzerstandorten als Balkendiagramm

Demografische Ausrichtung

Das demografische Targeting ist zwar schon seit längerer Zeit in Ads-Kampagnen verfügbar. In der alten Benutzeroberfläche war es allerdings nicht möglich, die demografischen Daten zu kombinieren, um den gesamten Umfang demografischer Leistungen zu erfassen.

Die neue Benutzeroberfläche bietet nun diese Funktion zur Ansicht der Leistungsdaten für demografische Kombinationen. So kann eine Kombination aus Geschlecht und Alter analysiert werden. So erkennst man zum Beispiel, dass die Werbung für die ältere, weibliche Zielgruppe besser funktioniert, als bei jüngeren Frauen und den Männern unterschiedlicher Altersgruppen. Aus diesen Informationen ergeben sich wieder Ideen für neue Targeting-Möglichkeiten.

SEO Tipp Rufen Sie den Menüpunkt Demografische Merkmale auf und wählen Sie im Kopfbereich unter Mehr den Unterpunkt Kombinationen aus. Dann können Sie sich wiederum im Header per Checkbox die demografischen Kombinationen für Ihre Analyse zusammenstellen.

Demografische Merkmale in Google Ads
Abbildung 6: Auswertung als Kombination von Alter und Geschlecht

Negative Veränderungen

Im neuen Ads-Konto gibt es zwar keine extremen Veränderungen, aber viele kleine Änderungen, die einen Google-Trend fortsetzen. Google versucht nämlich immer mehr die Anzeigenschaltung zu vereinfachen und zu automatisieren. Dadurch fallen viele nützliche Steuerungsmöglichkeiten für die Konto-Administratoren weg.

Wenn Google schon das Wort „Vereinfachungen“ nutzt, sträuben sich bei den Kampagnen-Managern regelmäßig die Nackenhaare. Vereinfachung bedeutet bei Google Ads nämlich, dass Kontrollen verloren gehen und die Kampagnen-Leistung teilweise negativ beeinflusst wird.

So wurden von Google im Laufe der Zeit die Keyword-Optionen immer mehr aufgeweicht, so dass tendenziell mehr Impressionen und natürlich Klicks zugelassen wurden, während der Ausschluss durch negative Keywords eher erschwert wurde. Diese Tendenz führt dann auch oft zu unrentablen Klicks. Dieser Trend muss dann mit mehr Aufwand, z.B. durch die Schaltung auszuschließender Keywords kompensiert werden.

Der Trend zur Vereinfachung und zur automatisierten Steuerung setzt sich, wie erwähnt, im neuen Ads-Konto fort. Wir stellen die aktuellen Google-Ideen und Veränderungen vor, begleitet von Tipps, wie Sie darauf reagieren können.

Smart Campaigns

Google hat angekündigt in Ads zukünftig auf Smart Campaigns als Standard-Kampagnentyp zu setzen. Einfachheit ist auch hier die Idee hinter dem neuen Kampagnentyp. Die Kampagnen basieren auf der AdWords-Express-Idee. Sie sind für kleine, lokale Unternehmen konzipiert, die keine Marketing-Mitarbeiter und möglicherweise auch gar keine Websites haben.

Die Kampagnen werden von Anzeigen bis zur Auslieferung fast vollständig automatisiert. Die Automatisierung basiert dabei auf dem beworbenen Produkt oder der Dienstleistung und einem vorher festgelegten Ziel, wie z. B. Telefonanrufe, Website-Besuche und Anfragen.

SEO Tipp Möchten Sie „echte Ads Kampagnen“, dann sollten Sie die Smart Campaigns meiden und bewusst die Kampagnentypen für Ihren Zweck, zum Beispiel Suchnetzwerk-Kampagnen, wählen. Diese Kampagnen können Sie dann selber optimieren ohne die Verantwortung komplett an Google abzugeben.

Google-Tools

Auch bei den Google-Tools gibt es Veränderungen. Das beliebte Google Keyword-Tool wurde auch vereinfacht, d. h. es gibt weniger Einstellungsmöglichkeiten zur Verfeinerung der Recherche, wie beispielsweise die Vorgabe von Suchvolumina. Außerdem ist das Google Tool für Display-Kampagnen im neuen Interface komplett weggefallen (siehe Screenshot).

AdWords schafft den Planer für Display ab
Abbildung 7: Der Planer für Display-Kampagnen ist nicht mehr verfügbar

Icon "To-Do" Bis zum Ende des Jahres können Sie noch auf das alte AdWords Interface zurückgreifen und die Tools dort nutzen. Zukünftig können Sie für das Displaynetzwerk nur die Prognosen und Empfehlungen während der Erstellung Ihrer Kampagnen nutzen.  Für eine ausführlichere Keyword-Recherche sollten Sie zusätzlich auch noch auf externe Keyword-Tools zurückgreifen.

Gebotsstrategien

Bei der Gebotsstrategie wird im neuen Interface immer standardmäßig Conversion-Optimierung vorgegeben. Bei neuen Kampagnen ist dies jedoch grundsätzlich nicht sinnvoll, da Google nur dann bei der automatisierten Optimierung gut ist, wenn auch auf eine solide Datengrundlage, d.h. auf eine ausreichende Anzahl an Conversions zurückgegriffen werden kann.

Auswahlfenster der Google Ads gebotsstrategien
Abbildung 8: Gebotsstrategie direkt auswählen

Icon "To-Do" Klicken Sie bei der Erstellung einer neuen Kampagne auf den Link Gebotsstrategie direkt wählen. Starten Sie dann zunächst mit der Einstellung Manueller CPC. Sie sollten natürlich parallel auch direkt mit der Conversion-Messung starten, so dass Sie später bei ausreichenden Conversions (mindestens 50 Conversions in den letzten 30 Tagen) auf die Gebotsstrategie Auto-optimierten CPC und danach auf Conversions maximieren wechseln können.

Ausschlüsse der Werbung bei Apps im Google Displaynetzwerk entfallen

Ab September 2018 können die wertvollen Ausschlussmöglichkeiten zur Schaltung von Werbung in Apps nicht mehr genutzt werden.

  1. Zum einen entfällt die Möglichkeit das Werbenetzwerk adsenseformobileapps.com direkt unter Placements auszuschließen.
  2. Zum anderen können die Kampagnen zukünftig auch nicht mehr speziell für mobile Apps und Interstitial-Anzeigen (siehe aktuelle Möglichkeit in der folgenden Abbildung) ausgeschlossen werden.

Der Wegfall der Ausschlüsse von Apps im Displaynetzwerk verhindert bzw. erschwert natürlich den Ausschluss von unrentablen Traffic. Falls Werbung in Apps geschaltet wird, kommt es leicht zu ungewollten Klicks, weil der Nutzer eigentlich nicht die Werbung, sondern eine App-Funktion ansteuern wollte.

Google Ads: Spezifische Ausrichtung für Geräte entfällt
Abbildung 9: Spezifische Ausrichtung für Geräte entfällt im neuen Interface

Icon "To-Do" Ein Workaround besteht momentan noch darin, dass Sie beim Menüpunkt Placements alle App-Kategorien wählen (siehe Markierung im folgenden Screenshot) und diese dann manuell ausschließen. Es gibt aktuell jedoch noch keine ausreichenden Erfahrungen, ob sich damit auch wirklich alle App-Einblendungen verhindern lassen. Es ist natürlich zudem fraglich, ob Google zukünftig nicht auch diese Möglichkeit entfernen wird.

Google Ads: Auswahl der Placements - App Kategorien sind jetzt ausgeschlossen
Abbildung 10: Ausschluss der App-Kategorien im Google Displaynetzwerk

Fazit

Die größte Veränderung bei Google Ads liegt zunächst „nur“ in der Namensänderung, die aus der Google Marketingabteilung angestoßen wurde. Google möchte mit dem Namen verdeutlichen, dass Ads mehr Möglichkeiten bieten, als die Keyword basierte Werbung, die stark mit dem Namen AdWords verbunden ist.

Google Ads im neuen Interface sieht natürlich anders aus, als das AdWords aus früheren Zeiten. Die Änderungen wurden jedoch im letzten Jahr schon schrittweise eingeführt und sind daher nicht ganz neu für die Administratoren. Veränderungen beinhalten jedoch wie so oft im Leben Licht und Schatten. Positiv fällt auf, dass durch bessere Auswertungs- und Testmöglichkeiten die Ads-Werbung immer stärker optimiert werden kann. Schauen Sie sich die vorgestellten Möglichkeiten in Ihrem Konto auf jeden Fall einmal an.

Der Google-Trend, die Verantwortung aus den Händen der Google-Administratoren zu nehmen und durch automatisierte Steuerung der Ausrichtungsmöglichkeiten zu ersetzen, muss eher negativ gesehen werden. Daher sollten Sie nicht jeden Google-Vorschlag und jede Vorgabe einfach übernehmen, sondern anhand der verschiedenen Tipps und Ihren Zielvorgaben eigene Einstellungen in den Ads-Kampagnen vornehmen.

Author

Guido Pelzer
Guido Pelzer ist Experte für Internetmarketing, Dozent und Autor. Beruflich beschäftigt er sich seit 2000 mit dem Internetmarketing und hat als einer der ersten der 5 Google-Seminarleiter in Deutschland den Erfolgsweg von Google begleitet und dabei als Unternehmer die Möglichkeiten der Suchmaschinenoptimierung (SEO) und der bezahlten Werbung in Google AdWords (SEA) live getestet. Als zertifizierter Google-Partner berät er mittelständische Unternehmer und Marketingagenturen zu den Möglichkeiten des Internetmarketings. Neben den Beratungsprojekten ist er als Dozent und Seminarleiter sehr gefragt und gibt seine Erfahrungen als Manager und Online-Marketing-Experte in Gastvorlesungen an der Westfälischen Hochschule und der Hochschule Niederrhein an Studenten weiter. Guido Pelzer hat mittlerweile bereits 4 Bücher und 3 Videotrainings zu den Themen AdWords und Online-Marketing veröffentlicht.