Die Zukunft des SEO. Eine Kurzgeschichte
Einleitung:
Mein Name ist Peter Müller, aber du kennst mich wahrscheinlich besser unter meinem Künstlernamen Max Mustermann. Ich bin 30 bis 45 Jahre alt und Geschäftsführer eines mittelständischen B2B Unternehmens. Ich schaue oder spiele hin und wieder Fußball, trinke gerne mal ein Bier mit Freunden, versuche mich aber auch gesund zu ernähren. Achja, außerdem bin ich digital vernetzt und ein Fan von allerlei technischen Spielereien. Ich könnte jetzt noch wesentlich mehr über mich ehrzählen, wie z.B. von meiner Frau und meinen Kindern, aber eigentlich kennst du mich ja schon…
Ich bin deine Zielgruppe!
Ich blinzele. Eine strenge Frauenstimme flüstert mir die Uhrzeit entgegen. Es ist 06:15 Uhr morgens. Außerdem sagt sie mir, dass es heute 21 Grad werden und ich keinen Regenschirm brauche. Ich antworte mit den Worten: „Gute Launemusik Bad“. Dann stehe ich leise auf, um meine Frau neben mir nicht zu wecken.
(Quelle: https://home.google.com/)
Smart Home, smart everywhere
Als ich das Badezimmer betrete, schallt mir bereits mein aktueller Lieblingssong entgegen. Ich betrachte mein müdes Gesicht kurz im Spiegel dann sage ich: „Dusche an, 38 Grad“, und trete in die Duschkabine. 30 Minuten später stehe ich vor meiner Kaffeemaschine, die gerade anfängt das Wasser zu erhitzen. Während ich auf meinen Kaffee warte, ärgere ich mich, dass ich den Timer der Kaffeemaschine falsch eingestellt habe. Schließlich soll der Kaffee fertig sein, wenn ich das Haus verlassen möchte. Ich schütte noch schnell den letzten Rest Milch in meinen Kaffeebehälter, sage „Google, füge Milch zur Einkaufsliste hinzu“, die strenge Frauenstimme antwortet: „Milch wurde Ihrer Einkaufsliste hinzugefügt.“ Nach einer kurzen Pause fährt sie fort mit den Worten „Es ist 06:45 Uhr, der Weg zu Ihrer Arbeit beträgt 45 Minuten“. Ich ärgere mich kurz darüber, dass der Verkehr heute so stark zu seien scheint und steige ins Auto.
Nachdem ich den Motor gestartet habe, kann ich mich für eine von drei Routen entscheiden. Ich wähle die schnellste und fahre los. Aus den Lautsprechern erklingt immer noch meine Playlist, die ich heute morgen gestartet habe. Wenige Minuten später treffe ich auf der Autobahn auf den prophezeiten Stau. Ich stelle meinen neuen Tesla auf Autopiloten und sage: „Google, zeig mir aktuelles“. Die Stimme antwortet: „Hier sind die Nachrichten vom 15.07.2021“. Auf dem Display vor mir erscheinen verschiedene Artikel. Ich wähle den Ersten aus und die strenge Frauenstimme ließt mir den Artikel vor. Zehn Minuten später hat sich der Verkehr aufgelöst und ich konzentriere mich wieder auf die Fahrt. Nebenbei lasse ich mir meine Emails vorlesen und diktiere die Antworten direkt meiner digitalen Assistentin. Kurz vor dem Aussteigen fragt Sie mich dann noch, ob ich Angebote für Flüge nach London erhalten möchte, ich hätte „zwei Flüge nach London“ in der letzten Email erwähnt. Ich verneine. Manchmal nervt diese Werbung ja schon. Fast so wie diese Popus von früher.
Digitalisierung am Arbeitsplatz
Ich sitze in meinem Büro. In meinem Kalender öffnet sich die Erinnerung für einen HoloCall, der in 5 Minuten beginnt. Ich ziehe meine Hololens an und verbinde mich mit dem Meeting. Vor mir erscheint das Fertigungsteil, dass unsere Entwicklungsabteilung in München angefertigt hat. Über die holografische Darstellung kann ich alles genau begutachten. Die Änderungen haben meine Ingenieure mit einem holografischen Pfeil markiert. Ich bin zufrieden und lasse mir die Dateien für einen 3D-Druck zusenden.
Während ich auf den Prototypen warte, ziehe ich das Handy aus der Hosentasche. Es ist das erste Mal, dass ich es heute in den Händen halte. Ich frage das Gerät: „Wo ist mein Paket?“ Google weiß, dass ich gestern Abend bei Amazon Air ein neues Sweatshirt bestellt habe und antwortet: „Ihr Paket wird wie gewünscht heute zwischen 14 und 15 Uhr eintreffen. Möchten Sie eine Benachrichtigung erhalten, wenn es da ist?“ Was haben die Leute nur gemacht, als Google noch kein Gedächtnis hatte und der Versandzeitraum noch nicht stundengenau bestimmt werden konnte? Ich antworte „Ja“ und widme mich wieder der Arbeit.
(Quelle: https://www.microsoft.com/microsoft-hololens/en-us/commercial)
Nachdem ich im Konferenzraum dem Kunden unseren neuen Protoypen aus dem 3D-Drucker vorgestellt habe, war er begeistert. Er ordert 100 Stück für einen ersten Testlauf und er braucht die Teile so schnell wie möglich. Einen solchen Auftrag kann unsere übliche Speditionsfirma nicht schnell genug bearbeiten. Noch während ich wieder ins Büro gehe frage ich erneut mein Handy: „Google, ruf die beste Speditionsfirma in München an.“ Die Frauenstimme antwortet: „Hier ist eine Liste mit Speditionsfirmen aus München, sortiert nach Bewertungen. Welche möchten Sie anrufen?“ Ich klicke auf das erste Ergebnis und bin froh, dass die Suche nach Informationen heute so schnell geht.
Connected Alltag
Wir sind heute bei Freunden zum Grillen eingeladen. Ich mache also am frühen Nachmittag Feierabend, steige wieder ins Auto und werde noch kurz an mein Paket erinnert, dass mittlerweile am Amazon Air Pad, eine Paketstation für Drohnen angekommen ist. Auf dem Weg nach Hause diktiere ich noch schnell die restlichen Dinge auf die Einkaufsliste. Baguette, Sauce, Getränke, Salate, ich hoffe ich hab an alles gedacht. Google fragt mich, ob ich die Liste speichern möchte. Ich antworte „Speichern als Grillprodukte“.
Plötzlich ein lauter Knall! Ich fahre rechts ran. Das Display zeigt mir an, dass der Reifen hinten rechts platt ist und fragt ob ich den ADAC informieren möchte oder eine der vier Werkstätten in meinem Umkreis. Da ich keinen Reservereifen dabei habe wähle ich die nächstgelegene Werkstatt aus und nach einem kurzen Telefonat weiß ich, dass der Mechaniker in 15 Minuten mit einem Reserverad vorbei kommt. Das Rad ist schnell getauscht, ich lasse den Wagen aber trotzdem bis morgen an der Werkstatt stehen, damit die neuen Reifen aufgezogen werden können.
(Quelle: https://www.android.com/intl/de_de/auto/)
In meiner Carsharing App suche ich den nächsten freien Wagen und fahre zum REWE, um meine vorbestellten und bereits fertig gepackten Waren abzuholen. Ich zahle bequem mit dem Handy.
Auf dem Weg nach Hause schaue ich noch bei meinem Lieblingsmetzger vorbei. Als ich eintrete werde ich mit den Worten begrüßt „Hallo Peter, altes Haus! Wie geht es dir?“ „Alles beim Alten Björn“ antworte ich „Wir sind heute zum Grillen verabredet. Kannst du mir was empfehlen?“ Björn zeigt mir 4 cm dicke Steaks, erzählt mir von der Herkunft und Qualität des Fleisches. Dabei duzt er mich. Wir kennen uns ja mittlerweile auch schon seit fünf Jahren. Mein Fleisch kaufe ich nur bei Ihm.
Wie immer fühle ich mich gut beraten, drücke einen lockeren Spruch zum Abschied und mache mich auf den Heimweg.
Suchst du noch oder lebst du schon?
Meine kleine Geschichte zu Beginn zeigt einen ganz normalen Tag, wie er bereits in einigen Jahren aussehen könnte. Dabei wollte ich besonders auf die Interaktion von Mensch und (Such)Maschine eingehen. Dem aufmerksamen Leser wird sicher aufgefallen sein, dass es für Peter zu einigen Situationen gekommen ist, bei denen er heutzutage die Suche bei Google bemühen müsste.
Durch Smarthome, Smartcar, Apps, Sprachbefehle und vorgeschlagene Antworten reduziert sich die aktive Suche von Peter allerdings auf ein Minimum.
Nehmen wir z.B. die Suche nach einer Werkstatt. Das connected Car erkennt den Fehler (platter Reifen) selbst und liefert die passenden Lösungsvorschläge (Werkstätten in der Nähe). Eine aktive Suchanfrage von Peter ist nicht mehr notwendig. Oder die Frage „Wo ist mein Paket?“ Aufgrund des Kurzeitgedächnises von Google, werden Suchanfragen in Zukunft immer persönlicher und kontextbezogener.
Warum ich dir das alles erzähle? Na, weil du immer noch denkst, SEO ist das Optimieren einer Seite auf einzelne Suchbegriffe. Die kleine Geschichte soll dir zeigen, dass deine Sichtbarkeit im Internet zukünftig immer stärker von anderen Faktoren abhängig sein wird.
Das Internet ist noch recht jung und früher hat das Optimieren auf einzelne Keywords etwas gebracht. Früher hat es auch etwas gebracht, sein Geschäft im Telefonbuch unter dem richtigen Suchbegriff eintragen zu lassen.
Das Internet wird aber gerade immer schneller erwachsen und das sollte auch für dein digitales Marketing gelten.
Gutes SEO bedeutet in Zukunft, die Sichtbarkeit deiner Website zu erhöhen und das nicht nur bei aktiven Suchanfragen.
Deine Website muss bei automatischen Ergebnisvorschlägen auftauchen und das über alle Geräte (Handy, Smarthome, Auto, etc.) hinweg. Du musst die neusten Technologien einsetzen (Chatbots, Virtual Reality, Data driven Marketing, etc.), denn deine Zielgruppe gewöhnt sich schnell an den Luxus, individuelle Informationen und Ansprechpartner in jeder beliebigen Form rund um die Uhr verfügbar zu haben. Das Ganze gilt übrigens auch, und in einigen Fällen sogar ganz besonders für B2B Unternehmen. SEO und Marketing werden in Zukunft also noch ein ganzes Stück näher zusammenrücken.
Wäre da noch Metzger Björn. Er hat keinen Online Shop, keinen digitalen Auftritt. Dennoch ist seine Metzgerei gut besucht. Das liegt vor allem an seiner Nähe zu den Kunden und seiner Leidenschaft für gute Produkte und Qualität. Zwei wichtige Eigenschaften, von denen sich jeder (digitale) Marketeer auch in Zukunft eine (4cm dicke) Scheibe abschneiden kann.